Entrauchungssteuerung vom TÜV genehmigt.
Der Neubau des Berliner Flughafens ist noch immer ein Thema. Vor allem der unzulässige Brandschutz hatte hier immer wieder zu Verzögerungen geführt (vgl. auch SBJ 3/17). Jetzt wurde die Entrauchungssteuerung vom TÜV final abgenommen. Doch ist der neue Eröffnungstermin damit gerettet? Der Vorstand gibt sich optimistisch.
(Text: Robert Schütz, www.bautalk.com)
publiziert im „Schweizer Baujournal. 2/19)
Der Flughafen Berlin: Eine niemals enden wollende Geschichte? Könnte man meinen. Doch es gibt wieder Hoffnung. In einer Medienmitteilung vom 16. April verkündet man zunächst einen wichtigen Meilenstein: «Die Entrauchungssteuerung, die so genannte Übergeordnete sicherheitsgerichtete speicherprogrammierbare Steuerung (ÜSSPS), wurde Ende der letzten Woche vom Übergeordneten Sachverständigen (ÜSV) TÜV Rheinland final geprüft und ohne Mängel freigegeben». Am Tag zuvor, am Montag 15.4.2019, hatte man der Flughafen-gesellschaft die Prüfberichte für alle Segmente der hochkomplexen Siemens-Anlage vom TÜV übergeben. Das klingt doch zunächst positiv. Der Vorsitzende der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, Prof. Dr.-Ing. Engelbert Lütke Daldrup, verkündete daher: «Mit der vom TÜV freigegebenen Entrauchungssteuerung wurde ein Meilenstein bei der Fertigstellung des BER Terminal 1 erreicht. Die Firma Siemens hat die komplizierte Anlage termingerecht fertiggestellt».
Die speicherprogrammierbare Steuerung des BER
Doch was ist überhaupt eine ÜSSPS? In der genannten Medienmitteilung heisst es sinngemäss: Diese sorgt für eine funktionierende Entrauchung und das Zusammenspiel zwischen den Nachströmelementen sowie die maschinelle Entrauchung zum Beispiel durch Ventilatoren. Im Brandfall garantieren mehr als 120 Entrauchungsanlagen die rauchfreie Schicht von 2,50 m für mindestens 15 Minuten. So haben die Menschen im Umkreis des Brandortes ausreichend Zeit, um das Gebäude sicher zu verlassen. Die Entrauchungssteuerungsanlage sichert im Brandfall auch die unverzügliche Öffnung der Rettungstüren. Selbst die automatischen Durchsagen werden so umgehend aktiviert. Die komplexe Orchestrierung der einzelnen Bauteile und Prozesse werden mit dieser ÜSSPS Technik gesteuert. Konzipiert und geliefert wurde diese Anlage von dem deutschen Unternehmen Siemens. Auf Nachfrage gab man sich jedoch sowohl in Berlin, als auch in Zug und Zürich sehr verschlossen und sprach stattdessen von einer individuellen Lösung für den BER. Zu Einzelheiten eines Projektes des Kunden, wolle man sich seitens Siemens ausdrücklich nicht äussern.
Eine individuelle Einzellösung
Bei Siemens gehören diese Anlagen zum Geschäftsbereich «Smart Infrastructure».
Marc Mauer von der Siemens Schweiz AG in Zürich erklärt diesen Begriff mit den Worten: «Unter ‹Smart Infrastructure› verstehen wir, … intelligente Infrastruktur innerhalb und ausserhalb des Gebäudes. Dank internetfähigen Produkten können die Benutzer damit in Echtzeit Daten lesen und auf veränderte Begebenheiten wie schlechte Luft, Temperatur oder Feuchte eingehen und die Einstellungen der Produkte dementsprechend anpassen». Zum Thema Brandschutz wird auf der Internetpräsenz des globalen Unternehmens noch einmal betont: «Brandschutz erfordert heute umfangreiches Wissen über Sicherheitserfordernisse und innovative Lösungen». Dies gilt ganz sicher für ein komplexes Flughafengebäude wie den BER. Umfassende Brandschutzlösungen beinhalten dabei die frühe, zuverlässige Branderkennung; klare, schnelle Alarmierungs- und Evakuierungsprozesse sowie eine intelligente, an die Raumbedingungen angepasste Löschung. Hierbei gibt es in Deutschland ganz unterschiedliche Vorschriften. So ist der Einsatz von Brandschutzschaltern mittlerweile in vielen Anwendungsbereichen Pflicht. Siemens verwendet hier als erster den Brandschutzschalter 5SV6, für präventiven Brandschutz. Aufgrund seiner schmalen Bauform lässt sich dieser Brandschutzschalter besonders platzsparend einbauen. Es handelt sich hierbei um die normgerechte Erweiterung der Elektroinstallation für den Schutz vor Elektrobränden. Auch der Einbau von Schaltschränken, wie dem Alpha 800, garantiert laut Siemens eine effiziente Brandschutztechnik. Welche einzelnen Bauteile letztendlich noch diesen entscheidenden Etappensieg am BER ermöglichten, ist nicht bekannt. Ebenso wenig unbeantwortet bleibt die Gretchenfrage:
Wann wird der BER eröffnet?
Zuletzt waren Zweifel am Terminplan lauter geworden. Dieser sei «aufgrund des unfertigen Anlagenzustandes stark gefährdet», zitierte der «Tagesspiegel» aus einem internen Bericht des TÜV Rheinland vom März. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup widersprach daraufhin. Aber laut Tagesspiegel gelten auch Kabelbefestigungen mit Plastikdübeln, die einem Brand nicht standhalten könnten, als weiteres Problem. Weiter heisst es in dem Beitrag der Tageszeitung: «Es verdichteten sich Hinweise, dass die vom Flughafen erhoffte Einzelfallzulassung nicht erteilt werde. Schlimmstenfalls könnten die Dübel so ‹zu einem K.O.-Problem› werden. Nach Angaben der Flughafengesellschaft ist ein Nachweisverfahren in Arbeit». Berlins Regierungschef Michael Müller bleibt jedoch zuversichtlich: «Ich gehe nach wie vor davon aus, dass es gelingt, im Oktober 2020 zu starten».
(Text: Robert Schütz / www.bautalk.com )